Ein Grab mit deinem Namen Stephan M. Rother Headerbild

Ein Grab mit deinem Namen

Das Riechepithel kleidet den obersten Bereich der Nasenhöhle aus und nimmt eine Fläche von wenigen Quadratzentimetern ein. Auf diese Fläche verteilen sich Millionen olfaktorischer Zellen, aus denen jeweils etwa ein Dutzend chemosensorischer Cilien sprießen, die in der freien Nasenhöhle ständig der Atemluft ausgesetzt sind. Spezielle Rezeptoren wissen Hunderte unterschiedlicher Duftmoleküle zu unterscheiden und geben ihre elektrisch codierten Informationen an die zuständigen Hirnareale weiter: ein Vorgang, der Bruchteile
von Sekunden in Anspruch nimmt und Reaktionen hervorruft, die teils angeboren, teils im Laufe des Lebens erworben sind.
Blut, frisches Blut. Blut, das sich mit Erde mischte.
Die Nacht war sternenklar. Hell und dunkel, das Muster auf dem weißen Körper deutlich zu unterscheiden. Der pulsierende Schwall aus der Wunde war zum Stillstand gekommen, und Sekunden später verebbte zögernd auch das träge gen
Boden fließende Rinnsal. Flüchtig nur die Spiegelungen von Mondlicht auf der ebenmäßigen, dunklen Lache, bevor das Erdreich sie gierig aufsog und nichts blieb als ein Umriss tieferer Schwärze inmitten unvollkommenerer Schatten.
Und jener Duft. Jener betörende, berauschende Duft von frischem
Blut.
Thor regte sich nicht. Der Blutgeruch spendierte seinem limbischen System ein Feuerwerk an Neuronenbeschuss, doch ihre Anweisungen waren klar und eindeutig gewesen wie immer. Kein Vorschlag. Ein Befehl. Bewegungslos verharrte er. Sie stand hoch aufgerichtet, ihr Atem eine Wolke vor ihrem Gesicht, als sie die Luft ausstieß. Mechanisch löste sie die Handschuhe von den Fingern, die Augen auf den schweigenden, schneeweißen Körper geheftet und – lauschend.
Nachtluft. Die Laute, die allgegenwärtig waren hier draußen, und aus der Ferne die Geräusche des Verkehrs und mit einer hoffnungslos verirrten Brise ein Echo elektrisch verstärkter Musik, doch, nein, nicht jenes Geräusch. Jenes Geräusch, das sie überrascht hatte. Das sie hatte innehalten lassen, nur noch Meter entfernt von ihrem Ziel, verborgen
im letzten Winkel der Schatten, die das Mondlicht und das Laub der Bäume auf die freie Fläche malten. Momente der Panik, während es näher und näher gekommen war. Nicht hier! Nicht heute Nacht! Geflüstert kaum. Sie war in eine
Lähmung verfallen, und er, Thor, hatte mit ihr ausgeharrt, reglos, bis sich die Laute langsam, unendlich langsam entfernt hatten.
Erst dann war es geschehen. Aber sie, sie allein hatte es getan, während er dort geblieben war, am ihm gewiesenen Ort, wie es ihr Pakt verlangte.
Die Kälte der Nacht kam nun rasch und mit ihr der Nebel, der die Dinge verschwommen und undeutlich machte. Doch jetzt, spürte er, jetzt spielte es keine Rolle mehr.
Sie schloss die Augen. Tief sog sie die Luft ein. Komm!, sagte sie.

Eine Ausgrabungsstelle am Rande Hamburgs. Archäologen machen eine schreckliche Entdeckung: Die Grabungsleiterin Melanie Dahl ist tot, ihr nackter Körper mit Runenzeichen bedeckt. Hauptkommissar Jörg Albrecht und seine hochschwangere Kollegin Hannah Friedrichs ermitteln in einem ihrer schwierigsten Fälle. Die Tote hatte sich mächtige Feinde gemacht, auch durch ihr Team ziehen sich tiefe Risse. Alle Spuren führen jedoch zu einer neuheidnischen Sekte.
Als es einen weiteren Toten im Moor gibt, nimmt der politische Druck zu. Albrecht ahnt: Die Sekte ist der perfekte Sündenbock - und der wahre Täter zieht ungestört die Fäden ...

Stimmen zum Buch

In ausgefeilter Sprache, mit hinterhältigem Witz und stetig wachsender Spannung, führt uns hier der Autor an der Nase herum, bis man atemlos staunend die letzte Seite gelesen hat. So sollte ein Thriller sein!

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Die deutsche Krimiszene hat sich in den letzten zehn Jahren bestens entwickelt: Sie ist enorm vielfältig und hat Vertreter in ihren Reihen, deren Bücher auch literarisch einiges zu bieten haben. Dazu gehört Stephan M. Rother, ein Autor aus Norddeutschland. Sein aktueller Krimi heißt "Ein Grab mit deinem Namen".

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