Warum nicht?
Weil ich fürchterlich nachtragend bin. In den vergangenen zwanzig Jahren – die ersten zehn waren besonders schlimm – hat nach jeder zweiten oder dritten Lesung oder Bühnenveranstaltung irgendjemand wissen wollen, ob ich diesen Potter gelesen hätte. Den hätte nämlich sogar er oder sie gelesen. Das kam besonders gern von Leuten, die ich sowieso nicht im Verdacht gehabt hätte, dass sie heimlich Marcel Proust oder Thomas Mann lesen. Besonders gerne kommt auch die Bemerkung, diese unglaublich großen, dicken Bücher habe sogar ihr Kind gelesen. Was mich offenbar zu der Aussage verleiten soll, dass es überaus bemerkenswert sei, wenn Kinder Kinderbücher lesen. Mit drei Sätzen: Ich hab nichts gegen Harry Potter, aber mit diesem Buch begann nach meiner Wahrnehmung die Unart, dass erwachsene Menschen Kinderbücher lesen und das auch noch für mitteilenswert halten. Von diesem Zeitpunkt an datiert die Erwartungshaltung signifikanter Teile einer ganzen Generation, dass Bücher „flüssig“ geschrieben sein müssten. Seit diesem Moment sind große Teile der Leserschaft für Titel mit einiger Komplexität und einigem Anspruch verloren. Und das kann ich dem Buch nicht verzeihen.